Verrechnungspreise dienen der Bewertung und Koordination innerbetrieblicher Leistungen aufgrund der arbeitsteiligen Leistungserstellung in den Unternehmen. Zunehmende Größe und Komplexität von Unternehmen lassen dabei eine dezentrale Planung und Kontrolle geboten erscheinen. Insbesondere bei divisional organisierten Unternehmen, die eine dezentral ausgerichtete Organisationsstruktur mit relativ autonomen Teilbereichen besitzen, gilt es, diese interdependenten Teileinheiten durch Koordinationsmechanismen auf die Gesamtziele der Unternehmung auszurichten. Interdependenzen entstehen dabei entweder durch Leistungstransfers zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen oder durch deren gemeinsame Nutzung knapper Ressourcen.
Ein „technokratischer“ Koordinationsmechanismus zur Ausrichtung auf die Gesamtunternehmungsziele ist das Instrument der Verrechnungspreise. Damit soll sichergestellt werden, dass Entscheidungen in den Teilbereichen der Unternehmung so getroffen werden, dass sie dem Gesamtoptimum der Unternehmung genauso zuträglich sind wie dem Suboptimum des Teilbereichs.
Der „impliziten Verhaltensnorm“ Verrechnungspreise werden dabei i.d.R. zwei Aufgabenschwerpunkte zugesprochen: einmal eine Lenkungsfunktion bezüglich der Verteilung der gemeinsamen Ressourcen auf die einzelnen Unternehmensbereiche und einmal eine Erfolgsermittlungsfunktion bezüglich der Bewertung des Erfolges einzelner Unternehmensbereiche. Mit der Erfüllung der Lenkungsaufgabe sollen in erster Linie Verbundvorteile genutzt werden, die divisionalisierten Unternehmungen potenziell innewohnen; mit der Erfüllung der Erfolgsermittlungsaufgabe werden in erster Linie motivationale Aspekte bei divisionalisierten Unternehmungen angesprochen. Das bedeutet, dass Verrechnungspreise nicht nur als ein auf dem Gedanken der Gewinnmaximierung beruhendes Instrument des internen Rechnungswesens anzusehen sind, sondern als ein organisationspolitisches Instrumentarium, das auf die Aspekte Information, Motivation und Kontrolle abstellt.
Das wesentliche Problem von Verrechnungspreisen, die neben den beiden oben genannten Hauptzwecken auch zur Ermittlung von Preisgrenzen, für die Bestandsbewertung und für die Preiskalkulation genutzt werden, liegt in ihrer Mehrfachzielsetzung. So besteht insb. ein Gegensatz zwischen der Lenkungs- und der Erfolgsermittlungsfunktion von Verrechnungspreisen.
Bei der Verrechnungspreisermittlung existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Auffassungen, insb. zwischen Theorie und Praxis. Unabhängig von den unterschiedlichen Meinungen kann jedoch festgestellt werden, dass die Problematik der Verrechnungspreise mit der „Divisionalisierungswelle erheblich an Bedeutung gewonnen hat.