Value Reporting ist eine auf die Bedürfnisse des Kapitalmarktes ausgerichtete externe Unternehmensberichterstattung (teilweise auch als Value Based Reporting oder Shareholder Value Reporting bezeichnet). Ziel einer derartigen Berichterstattung im Rahmen eines wertorientierten Controlling ist eine Verbesserung der Progno-sequalität bezüglich der zukünftigen Unternehmensentwicklung sowie eine Verringerung der Volatilität des Aktienkurses, was sich in geringeren Renditeforderungen der Eigenkapitalgeber niederschlägt.
Damit leistet ein erfolgreiches Value Reporting bei börsennotierten Unternehmen einen unmittelbaren Beitrag zum operativen und strategischen Wertsteigerungsmanagement des Aktionärsvermögens. Value Reporting ist somit als Bestandteil des Shareholder Value-Konzeptes aufzufassen.
Obwohl die am Kapitalmarkt ablaufenden Preisbildungsprozesse sowie die Qualität der dabei erfolgenden Informationsverarbeitung bislang nicht vollständig geklärt sind, ist davon auszugehen, dass eine „faire“ Reflexion des Unternehmenswertes durch den Aktienkurs an einen umfassenden Informationsstand der Marktteilnehmer geknüpft ist.
Dabei stellt das Unternehmen selbst die wichtigste Informationsquelle dar, indem es im Rahmen seiner Investor Relations den Kapitalmarkt gezielt mit relevanten Informationen versorgt. Im Rahmen der Investor Relations-Maßnahmen nimmt die externe Unternehmensberichterstattung, insb. mittels Geschäfts- und Zwischenberichten, eine herausragende Stellung ein. Den Kern bilden dabei traditionell die Daten des externen Rechnungswesens (Financial Accounting) in Form von Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Anhang und Lagebericht.
Bei den genannten Publizitätsinstrumenten ist in jüngster Zeit eine deutliche Weiterentwicklung in Richtung einer umfassenderen, kapitalmarktorientierten Unternehmensberichterstattung (Business Reporting) erkennbar, was sich in einer zunehmenden Zahlungsstrom- und Marktpreisorientierung sowie verschiedenen inhaltlichen Erweiterungen, wie z.B. umfassenderen Segmentinformationen, ausdrückt. Insbesondere die angloamerikanisch geprägten Rechnungslegungsstandards US-Generally Accepted Accounting Principles und International Accounting Standards gelten dabei als richtungsweisend und beeinflussen zunehmend auch andere Normensysteme. Dennoch sind der Weiterentwicklung der externen Rechnungslegung aufgrund von Objektivierungs-erfordernissen sowie des immanenten Vergangenheitsbezugs Grenzen gesetzt.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die traditionellen Rechnungslegungsinstrumente um geeignete Zusatzinformationen zu ergänzen, die dem Kapitalmarkt treffsichere Prognosen hinsichtlich der zukünftigen Rückflüsse des Unternehmens sowie deren Risikobehaftung ermöglichen, da diese Daten in fundamentalen Bewertungsmodellen die relevanten Größen darstellen. Insbesondere nachfolgende Berichtsinhalte sind in ein umfassendes Value Reporting aufzunehmen:
Total Return Reporting, bezüglich der tatsächlichen Wertschaffung auf Aktionärsebene durch Angaben zu Kursentwicklung, Dividenden, Bezugsrechten, etc.,
Value Added Reporting, bezüglich der Wertsteigerung auf Unternehmensebene durch Angaben zur wertorientierten Unternehmenssteuerung anhand von geeigneten Kennzahlen,
Strategic Advantage Reporting, bezüglich des zukünftigen Wertsteigerungspotenzials des Unternehmens durch Angaben zu Zielen, Unternehmens- und Umfeldanalysen, Strategien und Maßnahmen.
Insgesamt ergibt sich daraus eine Ausweitung der Berichterstattung auf weiche, schwer quantifizierbare Sachverhalte. Besonders hohe Bedeutung kommt dabei immateriellen Vermögenswerten wie Marken, Know-How, Kundenbeziehungen u. Ä. zu, die durch traditionelle Berichtsinstrumente kaum fassbar sind, jedoch große Relevanz für die Bestimmung des Unternehmenswertes besitzen (Intangible Assets).
Dem Nutzen der wertsteigernden Wirkung eines erfolgreichen Value Reportings stehen jedoch die Kosten einer umfangreicheren Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -veröffentlichung sowie potenzielle Nachteile durch die Preisgabe von Geschäftsinformationen gegenüber. Der optimale Umfang des Value Reportings ist daher anhand der größtmöglichen Wertsteigerung zu bestimmen, die durch eine derartige Unternehmensberichterstattung insgesamt erreicht werden kann.