Umweltschutz-Controlling

Die Wirkungen der Unternehmenstätigkeit auf die ökologische Umwelt verlangen verstärkte Aufmerksamkeit in den unternehmerischen Planungs- und Entscheidungsprozessen. Führungsunterstützung i.d.S. wird zunehmend unter den (weitgehend synonym verwendeten) Stichworten „Umweltschutz-Controlling“, „Öko-Controlling“ oder „Ökologisches Controlling“ diskutiert.

Controlling wird zum einen mit Bezug zum unternehmerischen Rentabilitäts- und -Risikomanagement in seiner „inhaltlichen“ Dimension, kennzeichenbar auch als „Zieldimension“, definiert, zum anderen mit Bezug auf das unternehmerische Informations- und Kommunikationsmanagement in seiner „formalen“, besser „instrumentellen Dimension“. In seiner Zieldimension ist Controlling weitgehend global und langfristig angelegt. Es weist damit starke Überschneidung zur Strategischen Unternehmensplanung auf. I.d.S. beinhaltet Umweltschutz-Controlling:

– das Aufspüren, Entwickeln und Erhalten gegenwärtiger und / oder künftiger Erfolgspotenziale sowie

– das Aufspüren, Vermindern und Vermeiden gegenwärtiger und/oder künftiger Gefahrenpotenziale. Erstere Kategorie sucht i.S.d. Portfolio-Managements nach Geschäftsfeldern, in denen mit Hilfe umweltschutzbezogener Argumente

– Marktanteilsvorteile

– Marktwachstumsvorteile sowie als eigentliche Unternehmensziele

– Gewinn- und Rentabilitätsvorteile zu erreichen oder zu sichern sind

Letztere Kategorie hingegen spricht das Risiko- und Krisenmanagement des Unternehmens an. Hier geht es insb. darum, durch langfristig vorbeugendes Denken und Handeln Veränderungen in den ökologischen Rahmenbedingungen des Unternehmens aufzuspüren und sich darauf einzustellen. Umweltschutz-Controlling wird dort zum Zeichengeber, besser gesagt zur zentralen unternehmerischen Informationsinstanz. Dies betrifft dann nicht mehr nur die Zieldimension, sondern insb. die instrumentelle Dimension des Umweltschutz-Controlling.

Controlling im modern verstandenen Sinne kennzeichnet eine die verschiedenen Unternehmensbereiche übergreifende Querschnittsfunktion. Diese Sichtweise verstärkt sich mit Blick auf das Umweltschutz-Controlling zusätzlich. Denn macht man die Umweltproblematik unternehmerischen Handelns speziell am betrieblichen Stoffdurchlauf fest, dann kann es eine Beschränkung auf einen einzelnen Funktionsbereich (etwa Beschaffung, Produktion oder Absatz) überhaupt nicht mehr geben. Umweltschutz-Controlling hat sich dann vielmehr simultan auf alle Funktionsbereiche gleichzeitig zu beziehen. Und bei Betrachtung von Stoffströmen in überbetrieblichen Wertschöpfungsketten und -kreisläufen erhält das Controlling zudem eine überbetriebliche Rolle.

Die Unterstützung der Unternehmensführung zur Sicherung ihrer auf ökologische Aspekte jeglicher Art bezogenen Koordinationsfähigkeit ist dann die zentrale Aufgabe des Umweltschutz-Controlling.

Ebenso wie jeder andere unternehmerische Bereich steht das Controlling unter dem strikten Primat, sich auf rechenbare Größen zu beziehen. Denn nur dadurch lassen sich Gewinn- und Rentabilitätsbeiträge — und zwar auch des Controlling bzw. des Umweltschutz-Controlling selbst — wirklich ermitteln und steuern. Dieses stellt die Frage nach dem relevanten Rechnungssystem in den Raum:

Die meisten der zunächst angebotenen Konzepte zur Rechenbarmachung der ökologischen Umweltwirkung von Unternehmenstätigkeit schwebten betriebswirtschaftlich ein wenig in der Luft. Denn zum einen bezogen sie sich weniger auf unternehmerische Entscheidungssituationen, sondern hatten zumeist dominierend die Befriedigung der Informationsinteressen Außenstehender zum Ziel. Dies galt insb. für die meisten der präsentierten Ansätze von Ökologischer Buchhaltung, Öko-Bilanzen, Stoff- und Energiebilanzen oder Sozial- und Umweltbilanzen. Zum anderen trugen diese Ansätze mangels hinreichender ökonomischer Bewertungen oder Bewertbarkeiten zumeist den Charakter bloßer (wenn auch z.T. bemerkenswert eingehender) Aufschreibungswerke, weniger jedoch entscheidungsrelevanter Rechenwerke.

Zu seiner Aufgabenerfüllung benötigt das Umweltschutz-Controlling jedoch ein überzeugendes Rechensystem, welches weniger außen- als vielmehr innengerichtet die erforderliche Unterstützung der Unternehmensführung zur Sicherung ihrer auf ökologische Aspekte bezogenen Koordinationsfähigkeit leistet. Dabei hat dieses System zum einen in Struktur und Inhalt so flexibel zu sein, dass sich seine Heranziehung zu Entscheidungs- und Handlungsfällen unterschiedlichster Art, wie sie den Umweltbezug von Unternehmen typischerweise prägen, eignet und es hat zum anderen dominant jene umweltbezogenen internen und externen Größen zu erfassen, die sich der unternehmerischen Rechenbarkeit erschließen. Ansätze, die in diese Richtung weisen, thematisiert die neuere Literatur insb. unter dem Begriff der Umweltkostenrechnung.

In konzeptioneller und sachinhaltlicher Gesamtsicht ist seit einiger Zeit ein Trend erkennbar, unter dem „Dach“ des Umweltschutz-Controlling als einem umweltökonomischen Koordinationskonzept die Ansätze von Öko-Bilanzen, Stoff- und Energiebilanzen, Sozial- und Umweltbilanzen u.Ä. vorrangig zur systematischen Durchdringung des Mengen- und Qualitätsgerüsts unternehmensrelevanter Umweltphänomene nutzbar zu machen, die Ansätze der Umweltkostenrechnung dagegen zusätzlich zur einzelwirtschaftlichen Bewertung dieser Mengen und Qualitäten anzuwenden.

Zur Erfüllung dieser Zwecke treten in zunehmendem Maße inner- wie überbetriebliche -Umweltinformationssysteme in den Vordergrund des praktischen und wissenschaftlichen Interesses, einerseits zur EDV-gestützten Informationsversorgung der einzelnen Rechnungen, andererseits und nicht zuletzt zur Informationsverknüpfung zwischen diesen verschiedenen Rechnungen. Gerade solche Umweltinformationssysteme werden damit — auch als umweltbezogene Strategieunterstützungssysteme — zu den wesentlichen Werkzeugen des Umweltschutz-Controlling.

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