Portefeuille-Theorie

Portefeuille-Theorie ist eine von Markowitz entwickelte Theorie (auch als Portfolio-(Selection) Theorie bezeichnet), die rationale Entscheidungen bei Finanzanlagen fundiert. Sie ist vom Strategie-Portfolio (Portfolioanalysen) zu trennen, mit dem langfristige Produktentscheidungen aufgrund des Produktlebenszyklus (Produktlebenszyklus-Konzept) und der eigenen Marktstellung getroffen werden.

Zentrale Aussage ist der Diversifikationseffekt. Kauft man zu einem vorhandenen Wertpapier ein zweites, dann wird das Risiko der Gesamtrendite (gemessen in Kursgewinnen und Dividenden) u.U. erheblich reduziert. Zur Verdeutlichung sei ein einfaches Würfelspiel genannt. Die gewürfelte (durchschnittliche) Augenzahl eines Wurfs entspreche der Rendite eines Wertpapierportefeuilles. Be-nutzt man nur einen Würfel (= ein Wertpapier), dann schwanken die gewürfelten Augen stark. Wirft man aber zehn auf einmal, dann wird das erzielte durchschnittliche Ergebnis viel weniger stark von der erwarteten Zahl von 3,5 = [(1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6):6] abweichen. Allein durch die Streuung des Wertpapier-Engagements und ohne Verlust an erwarteter Rendite erzielt der Spieler/Anleger eine Risikominderung.

Die Intensität der Risikominderung durch die Streuung beim Wertpapierkauf, d.h. der Diversifikationseffekt, ist von dem Korrelationskoeffizienten p abhängig. Diese statistische Größe misst den Zusammenhang zwischen Kurs- und Renditeveränderungen zweier Wertpapiere (oder Portefeuilles). p kann Aufgrund seiner Berechnungsweise nur Werte im Intervall [1, -1] annehmen. Besteht zwischen zwei Wertpapieren eine Korrelation von 1, dann haben beide stets völlig gleichgerichtete Kurs- und Dividendenschwankungen. Eine Diversifikation ist in diesem Fall nicht möglich. Bei p = -1 verlaufen Wertveränderungen entsprechend genau gegensätzlich. Hier kann man durch richtige Verteilung des Anlagebetrags völlige Sicherheit erzielen.

In der Praxis werden derartige Extremwerte nicht auftreten. Gleichwohl sind deutliche Unterschiede in den Diversifikationsmöglichkeiten zu erwarten. Mit einer Stamm- und einer Vorzugsaktie eines Unternehmens wird man kaum Risikostreuung erreichen, während Anteilspapiere eines Investitionsgüterbetriebs und eines konsumnahen Industrieunternehmens einen deutlich niedrigen Korrelationskoeffizienten aufweisen werden. p wird meist aus den Kursdaten der Vergangenheit ermittelt. Für den alleine aus dem Anlagemotiv begründeten Wertpapierkauf ergeben sich aus der Portefeuille-Theorie zwei wichtige Handlungsregeln. Erstens sollte ein Wertpapierengagement in sehr vielen verschiedenen Werten erfolgen.

Zweitens sind für die Auswahl einzelner Anteile nur die Renditeerwartung und das nicht diversifizierbare Risiko maßgeblich. Da die absolute Streuung der Renditewerte durch Diversifikation erheblich reduziert werden kann, sollte diese für einen Anleger kein Maßstab zur Wertpapierbeurteilung sein. Allein der Beitrag, der zur Reduzierung des Gesamtportefeuille-Risikos erfolgt, sollte mit Risikozuschlägen auf den akzeptierten Kurs honoriert werden. Maßgebliche Kenngröße für die Bestimmung des nicht diversifizierbaren Risikos ist der Korrelationskoeffizient.

Für die langfristige Finanzplanung ist der Diversifikationseffekt ebenfalls von Interesse. Wünscht sich eine Aktiengesellschaft einen breit gestreuten Kreis von Aktionären, dann sollte der Kurswert des eigenen Papiers bisweilen durch Kapitalerhöhungen aus Gesellschaftsmitteln reduziert werden. So ermöglicht man es auch Kleinaktionären, die attraktive Diversifikation auszuführen.

Das Capital Asset Pricing Modell (CAPM) als eine Weiterentwicklung der Portefeuille-Theorie, überträgt die Ergebnisse der Anlage u.a. auch auf die Investitionsentscheidung (Unternehmensbewertung). Hiernach ist eine Investition umso vorteilhafter, je geringer sie mit den Anlagemöglichkeiten des Kapitalmarktes korreliert ist.

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