Lebenszykluskostenrechnung (LZR)

Lebenszykluskostenrechnung (LZR) dient als Überbegriff für alle Rechnungen, die sich aus der Sicht eines spezifischen Subjekts auf ein bestimmtes Objekt richten und i.d.R. das Ziel verfolgen, die Gesamteffizienz des betrachteten Objekts zu steigern. Als Objekt einer LZR sind generell künstliche geschaffene Systeme denkbar, wie beispielsweise Produkte, Prozesse, Technologien, Unternehmen, Kunden. Zumeist beziehen sich LZR auf Produkte und / oder Dienstleistungen (in enger Verbindung zum Produktlebenszyklus-Konzept) bzw. technische Systeme (z.B. Waffensysteme, Kraftwerke) oder große Projekte (z.B. Bauvorhaben). LZR werden sowohl aus der Perspektive des Anbieters eines Produkts als auch des Abnehmers aufgestellt. Im zweiten Fall findet für die LZR häufig der Begriff „Total Cost Analysis“ Verwendung.

Als Instrument des strategischen Kostenmanagement steht die Planung, Steuerung und Kontrolle derjenigen Kosten, die ein Objekt bzw. Kostenträger während seines Lebenszyklus verursacht, im Mittelpunkt der LZR. Damit unterstützt die LZR Entscheidungen über das Produktions)programm und die Faktorausstattung eines Unternehmens und zeichnet sich dabei durch eine Ergebniszielorientierung aus. Angesichts der Veränderungen der Kostenstrukturen in den Unternehmen — Anstieg der Fix- und Gemeinkosten, Anstieg der Vorlauf- und Nachlaufkosten, zunehmende Determiniertheit der Kosten — ist zusätzlich auf einen möglichst frühzeitigen Einsatz der LZR im Rahmen der Entwicklung neuer Produkte hinzuwirken.

Mittels der LZR werden die Kosten, die durch die Entwicklung, Vermarktung und Entsorgung eines Produkts entstehen, und die diese Kosten beeinflussenden Faktoren identifiziert und ergebniszielorientiert für den gesamten Lebenszyklus des Produkts gestaltet. Der mengen- und wertmäßigen Verlauf des Objekt ist über den Lebenszyklus zu überwachen, um auf Soll-Ist-Abweichungen reagieren zu können.

Zur möglichst verursachungsgerechten Abbildung der Produktkosten sollte die Informationsbasis der LZR prozessorientiert ausgebildet sein. Zudem müssen statische und dynamische Effekte, die auf der Erfahrungskurve beruhen, expliziten Eingang in die Rechnung finden. Nur ist die umfassende Realisierung der sich im Lebenszyklus ergebenden Kostensenkungspotenziale möglich.

Die aktive Gestaltung der Produktkosten hat einerseits zwischen Leistungsoptimierung und Kostenminimierung abzuwägen und andererseits die zielorientierte Abstimmung der Entwicklungs-, Vermarktungs- und Entsorgungskosten sicherzustellen. Denn einzelne empirische Untersuchungen zeigen, dass mit einer Erhöhung der Vorleistungskosten eine Verringerung der Vermarktungs- und Nachleistungskosten verbunden sein kann. Diese Beziehungen (auch „trade-offs“ bezeichnet) sind durch die LZR transparent zu machen. Anzumerken ist hier, dass das Austauschverhältnis dieser Kosten in der Realität begrenzt und durch Präferenzordnungen der Entscheidungsträger und Budgetbeschränkungen beschränkt sein dürfte.

Die LZR bezieht sich i.d.R. auf mehrere Perioden: Der Informationsstand über die kostenmäßigen Konsequenzen ist damit nie vollständig und zusätzlich mit Unsicherheit behaftet. Zusätzlich verhalten sich der Informationsstand über die Kostenentwicklung und die Möglichkeit der Kostengestaltung genau invers: Zu Beginn der Produktentwicklung ist der Informationsstand gering, aber dafür ein Großteil der Produktkosten frei gestaltbar. In dem Maß wie die Produktkonkretisierung fortschreitet, nimmt dann aber die Kostendeterminierung zu. Dieser Problematik ist dadurch zu begegnen, dass die Genauigkeit der LZR und der Anteil quantitativer Informationen an den mit der Entwicklung eines Produkts i.d.R. wachsenden Informationsstand anzupassen sind.

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