Direct Costing

Direct Costing ist ein Teilkostenrechnungssystem, dessen Hauptmerkmal die Trennung in variable und fixe Kosten ist. Zuordnungskriterium für die Kostenauflösung ist die Beschäftigungsabhängigkeit. Direct costs sind also nicht unbedingt Einzelkosten, sondern können auch Gemeinkosten (z.B. variable Materialgemeinkosten) sein. Für die variablen Kosten wird eine proportionale Beziehung zum Beschäftigungsgrad unterstellt. Die übrigen Kosten sind zeitabhängige fixe Kosten, die in der kurzfristigen Erfolgsrechnung im einstufigen Direct Costing global und im mehrstufigen Direct Costing bzw. in der Fixkostendeckungsrechnung entsprechend den gebildeten Fixkostenschichten nach der Zurechnung auf Kostenträger bzw. Kostenträgergruppen differenziert angesetzt werden.

Ziel des Direct Costing ist die Vermeidung der Mängel der Vollkostenrechnung, die sich aus der Fixkostenproportionalisierung und der fehlenden Aufspaltung der Kosten in fixe und variable Bestandteile ergeben. Zusätzlich vermeidet das mehrstufige Direct Costing die globale Fixkostenbehandlung des einstufigen Direct Costing und führt so zu einer erhöhten Aussagefähigkeit.

Systemkomponenten des Direct Costing sind die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung sowie die kurzfristige Erfolgsrechnung.
1) In der Kostenartenrechnung werden sämtliche Kosten gruppiert nach Kostenarten erfasst. Entsprechend dem systembildenden Kriterium sind hier die Kosten in fixe und variable Bestandteile aufzulösen. Problematisch ist die Einstufung der zeitabhängigen Fertigungslöhne, da bei Arbeitskräften gewöhnlich längerfristige vertragliche Bindungen eingegangen werden und gesetzliche Kündigungsfristen vorzeitige Entlassungen eingestellter Arbeitskräfte größtenteils verhindern.

Kritisch anzumerken ist auch die Beschränkung auf den Kostenbestimmungsfaktor Beschäftigung, der nur durch eine Bezugsgröße (z.B. produzierte Stückzahlen) gemessen wird und andere Bezugsgrößen unbeachtet lässt. Die Orientierung an der Beschäftigungsabhängigkeit der Kosten führt weiterhin dazu, dass eine Schlüsselung von variablen Gemeinkosten grundsätzlich nicht vermieden wird. Im mehrstufigen Direct Costing ist zusätzlich bei den fixen Kosten ihre Zurechenbarkeit zu einzelnen Fixkostenschichten zu vermerken.

2) Die Kostenstellenrechnung erfasst die primären Gemeinkosten der Kostenträger auf den Kostenstellen. Schwierigkeiten kann die Verrechnung vereinzelter Kostenträgerge-meinkosten als Kostenstelleneinzelkosten bereiten. In diesem Fall sind mit Hilfe geeigneter Schlüssel diese Kosten auf die betreffenden Kostenstellen aufzuteilen. Insbesondere im mehrstufigen Direct Costing sind die Kostenstellen so einzuteilen, dass sie möglichst nur von einer Produktart bzw. Produktgruppe durchlaufen werden. Werden im einstufigen Direct Costing die fixen Kosten im Allgemeinen zwar auch auf den einzelnen Kostenstellen erfasst, so ist im mehrstufigen Direct Costing bei der Gestaltung der Kostenstellenbögen die Zerlegung der fixen Kosten in einzelne Fixkostenschichten zu beachten.

Damit ergeben sich Erzeugnisfixkosten, die nur durch eine Produktart verursacht werden, Erzeugnisgruppenfixkosten, die bei der Produktion bestimmter Erzeugnisgruppen anfallen, Bereichsfixkosten, bei denen es sich um fixe Kosten spezieller Unternehmensbereiche handelt sowie Unternehmensfixkosten, bei denen es sich um alle restlichen für die Gesamtunternehmung anfallenden fixen Kosten handelt. Nach Durchführung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung, die sich in der Grundform des Direct Costing auf die Weiterverrechnung der variablen Kosten beschränkt, sind Kalkulationssätze zur Weiterverrechnung der variablen Gemeinkosten auf die Kostenträger zu bestimmen.

3) Die Kostenträgerrechnung umfasst die Kostenträgerzeit- und die Kostenträgerstückrechnung bzw. Kalkulation. Die Kostenträgerzeitrechnung bestimmt produktbezogen die variablen Kosten bzw. im mehrstufigen Direct Costing die zurechenbaren Selbstkosten, die sich aus den variablen Kosten der einzelnen Produktarten zurechenbaren Erzeugnisfixkosten ergeben. Die Kostenträgerstückrechnung dient der Feststellung der variablen Stückkosten für jede Produktart. Stellt man den Stückkosten die Erlöse gegenüber, erhält man einen stückbezogenen Deckungsbeitrag. Zur Angebotspreiskalkulation ist dieses System durch Einbeziehung von Soll-Deckungsbeiträgen erweiterbar. Im einstufigen Direct Costing besteht der Soll-Deckungsbeitrag aus der durch die Menge dividierten Summe aus fixen Kosten und angesetztem Gewinn. Im mehrstufigen Direct Costing ist entsprechend den Fixkostenschichten stufenweise vorzugehen.

4) In der kurzfristigen Erfolgsrechnung werden ausgehend vom um die Erlösschmälerungen korrigierten Bruttoerlös die Kosten subtrahiert, um zum Betriebsergebnis bzw. Periodengewinn zu gelangen. Bei Anwendung des Umsatzkostenverfahrens werden zunächst produktbezogen die variablen Kosten der abgesetzten Produkte ggf. differenziert in variable Herstell- und Vertriebskosten von den Nettoerlösen subtrahiert, um einen oder ggf. mehrere Deckungsbeiträge zu bestimmen. Werden im einstufigen Direct Costing sodann die fixen Kosten en bloc subtrahiert, sind im mehrstufigen Direct Costing entsprechend den einzelnen Fixkostenschichten weitere Deckungsbeiträge zu bestimmen, um das Betriebsergebnis zu ermitteln.

Die Grundidee des Direct Costing bleibt nicht auf die Ist-Kostenrechnung beschränkt, sondern findet z.B. Eingang in die für Controllingzwecke besser geeignete Grenzplankostenrechnung (Plankostenrechnung). Es ist jedoch festzustellen, dass erst durch die getrennte Verrechnung von variablen und fixen Kostenbestandteilen das Direct Costing den Mindestanforderungen einer annähernd sinnvollen Kostenplanung gerecht wird und erst dann für Entscheidungen, wie z.B. über Eigenfertigung und Fremdbezug oder im Rahmen der Preisgrenzenermittlung, genutzt werden kann.

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