Aktienoptionsplan – Eigenschaften und Merkmale

Auch bekannt als: stock option plan

Ein Aktienoptionsplan (stock option plan) ist Teil der Kompensation leitender Mitarbeiter und der Top-Manager von Aktiengesellschaften. Ein solcher Plan weist den in den Kreis der Begünstigten einbezogenen Führungskräften Kaufoptionen (Calls) auf die Aktien ihrer Gesellschaft zu und möchte sie so durch substantielle Zuweisungen motivieren. In der Regel dürfen die Optionen und zum Teil die bei Ausübung später bezogenen Aktien innerhalb einer mittleren Frist nicht veräußert werden (lock-up period). Wenn der Plan spezifische Bedingungen und Parameter enthält, wird von stock appreciation rights gesprochen.

In vielen Unternehmen ist es die Praxis, Mitarbeiter auf allen Ebenen durch Prämien oder Bonuszahlungen zu belohnen und zu motivieren. Selbstverständlich gibt es auch andere Formen, einen Mehreinsatz, Erfolg oder Einsatz und Treue zu belohnen und gleichzeitig mit der Belohnung einen Anreiz zu schaffen. Beispielsweise zeigen empirische Studien, daß sogenannte Professionals ein Sabbatical schätzen — ein freies „Semester“ — um sich fortbilden und den eigenen Wert auf dem Arbeitsmarkt erhöhen zu können. Von einem solchen System wird verlangt, daß es vier Eigenschaften besitzt:

1. Es muß einfach zu verstehen und transparent sein

2. Die Prämie oder der Bonus soll genau an Bedingungen geknüpft werden, die der Betreffende tatsächlich mit seinem Verhalten und seinen persönlichen Entscheidungen am Arbeitsplatz beeinflussen kann

3. Die Art der Beeinflussung soll das oberste Ziel fördern

4. Das System soll die Kreditfähigkeit nicht schmälern, Gewinn und Cashflow möglichst wenig belasten und jedenfalls per Saldo nicht den Wert der Unternehmung verringern

Für Top-Manager wird im Unterschied zu der zuvor angesprochenen Vielfalt vor allem ein Schema gefordert: Es wird den Top-Managern Kaufoptionen auf die Aktie der betreffenden Aktiengesellschaft als Teil der Kompensation angeboten. Weithin wird die Ansicht geteilt, daß die Top-Manager, sofern ein Aktienoptionsplan substantielle Zuweisungen vorsieht, dann selbst wie Aktionäre denken und sich im Sinne der den Aktionären unterstellten Zielsetzung verhalten, das heißt, Maßnahmen ergreifen, bei denen von ökonomischen Sachverständigen erwartet wird, daß sie an der Börse zu Kurssteigerungen führen. Bei Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, bei denen zwischen ihren Entscheidungen am Arbeitsplatz und dem Börsenkurs nur eine geringe direkte Verantwortlichkeit hergestellt und transparent kommuniziert werden kann, machen Optionsprogramme wenig Sinn.

Die allgemein unterstellte Wirksamkeit von Aktienoptionsplänen ist im Rahmen theoretischer Untersuchungen jedoch stark in Frage gestellt worden. Die Untersuchungen weisen auf verschiedene Punkte hin:

1. Obwohl es auf den ersten Blick wenig plausibel ist, sollten Aktionäre darauf achten, daß nicht der Marktwert des Eigenkapitals gesteigert wird, sondern der Gesamtwert der Unternehmung, das heißt, die Summe aus (marktnah bewertetem) Eigenkapital und dem Fremdkapital. Der Grund: Wenn Top-Manager über Optionen nur auf den Marktwert des Eigenkapitals achten, könnten sie kurzsichtig Maßnahmen einleiten, die zum Nachteil der Fremdkapitalgeber gingen. Die Fremdkapitalgeber würden dies jedoch nach einiger Zeit erkennen und später eine Kompensation verlangen.

2. Mit einer Beteiligung am Eigenkapital sind die in den Aktienoptionsplan einbezogenen Top-Manager den Marktschwankungen der Kursbildung ausgesetzt, die auf die Konjunktur, die Zinsen und die Stimmung zurückgehen. Diese Schwankungen können die Manager mit unternehmerischen Entscheidungen nicht beeinflussen. Sie werden dann eine Absicherung, ein Hedging gegen diese Markteinflüsse vornehmen. Das Hedging könnte jedoch so weit gehen, daß sich die Manager gegen Kurseinbrüche absichern können, die sie selbst herbeiführen. So wäre die beabsichtigte Wirkung der Optionspläne in Frage gestellt.

Die den Top-Managern zugewiesenen Optionen werden entweder auf Rechnung der Unternehmung als Wertpapier an der Börse gekauft oder es werden jene Zahlungen vertraglich zugesichert, die mit Optionen verbunden wären. In diesem Sinn beruhen viele Aktienoptionsprogrammen auf virtuellen Optionen. Aufgrund der tatsächlich geringen Transparenz haben Kritiker bereits darauf hingewiesen, daß viele Unternehmen zu einem großen, nicht genau bekannten Teil bereits nicht mehr den Aktionären gehören.


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