Finanzielle Restrukturierungen

Diversifizierte Großunternehmen werden kritisiert, es heißt, die Diversifikation solle besser in den Portfolios der Aktionäre stattfinden als innerhalb einer Unternehmung. Gleichzeitig wird das Postulat vertreten, eine Unternehmung solle sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.

Wertorientierung verlangt Angleichungen des Unternehmensportfolios, also eine Restrukturierung der Zusammensetzung der Unternehmung aus Bereichen. Unternehmensbereiche werden ausgegliedert und „an den Finanzmärkten“ verkauft. Diese Vorgänge werden als finanzielle Restrukturierung bezeichnet.

Achtung: Die bei einem Distress, bei einer Zahlungsschwierigkeit eingeleiteten Verhandlungen mit den bisherigen Kapitalgebern mit dem Ziel, fortführen und einen Turnaround vornehmen zu können führen auf eine Neugestaltung der Finanzkontrakte und es ist die „Finanzseite“ der Bilanz betroffen. Dennoch wird in diesen Fällen nicht von finanzieller Restrukturierung gesprochen sondern von einer Reorganisation.

Die häufigste Maßnahme finanzieller Restrukturierung ist der direkte Verkauf eines Unternehmensteils oder eines Unternehmensbereiches an eine andere Unternehmung. Oftmals handelt es sich um einen (bisherigen) Konkurrenten im Produktmarkt. Man spricht von einem Trade-Sale.

Üblich ist, den betreffenden Unternehmensbereich in eine neu zu gründende Aktiengesellschaft einzubringen, und deren Aktien zu verkaufen. Diese Maßnahmen werden als Spin-Off, als Equity-Carve-Out und mit Tracking-Stocks angesprochen.

Unter Spinoffs wird dabei die Ausgliederung eines Unternehmensbereiches in eine separate Einheit verstanden, deren Aktien vollständig entweder den Aktionären der ehemaligen Muttergesellschaft angedient oder am Markt plaziert werden.

Bei einem Equity-Carve-Out wird demgegenüber nur ein Teil der Beteiligung abgegeben.

Tracking-Stocks sind dadurch charakterisiert, daß Aktien mit einem Ertragsanspruch bezüglich eines bestimmten Unternehmensbereiches emittiert werden, ohne daß die Assets dieses Bereiches getrennt und herausgelöst werden.

Hinsichtlich der Wahl der unterschiedlichen Formen der Restrukturierungen lassen sich verschieden Argumente anführen:

Spin-Off: Fehlen bedeutender Synergien oder Kompetenzen im Verhältnis zwischen den einzelnen Konzerngesellschaften; widerstreitende strategische Ziele.

Equity-Carve-Out: Kapitalbedarf insbesondere für Akquisitionen, Dezentralisierungsbedarf, wenig Komplexität bei der Bestimmung der Transferpreise.

Tracking-Stocks: Sie bieten sich aus steuerlichen Gründen an, wenn eine der Gesellschaften Verluste ausweist, die von einem anderen zu versteuernden Konzerngewinn in Abzug gebracht werden können. Außerdem werden sie bei Aktienoptionsplänen eingesetzt.

Finanzielle Restrukturierungen werden vorgeschlagen, wenn Mutter- und Tochtergesellschaften in verschiedenen Branchen tätig sind, die Wachstumsraten besonders große Unterschiede aufweisen, die Entwicklung der Tochtergesellschaft von Analysten kaum beachtet wird oder wenn eine Abwanderungstendenz wichtiger Mitarbeiter zu kleineren Unternehmen zu beobachten ist.

Argumente, die Wertsteigerungen durch solche Restrukturierungen begründen, sind

1. Die Milderung von Informationsproblemen und eine verbesserte Transparenz gegenüber Finanzinvestoren.

2. Motivationssyteme für das Management können spezifisch an die mittels des Aktienkurses gemessene Wertentwicklung einzelner Geschäftsbereiche ausgerichtet werden. Sie beziehen sich deshalb nicht mehr auf die allgemeine Aktienkursentwicklung des Gesamtunternehmens.

3. Zusätzliche Attraktivität für neue Investoren. Studien der Kursentwicklung im Zusammenhang der Restrukturierung zeigen eine durchwegs positive Performance sowohl der Muttergesellschaft als auch der separierten Geschäftsbereiche.


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