Finanzierungsquellen für Selbstständige: Ein Überblick

In der realen Praxis stoßen Selbstständige bei dem Erhalt von Finanzierungen und der Eröffnung neuer Finanzierungsquellen häufiger auf Gegenwind als Unternehmer. Vielfach sind die Unternehmen einfacher Selbstständiger für Investoren zu klein und da viele von ihnen ein Einzelunternehmen darstellen und die Haftungsfrage direkt mit der Person des Selbstständigen einhergeht, weigern sich teilweise auch Banken, eine Finanzierung zu genehmigen. Zugleich spielt auch die Bonität einem Einzelunternehmer selten zu. Dennoch existieren gute und ratsame Finanzquellen, wie dieser Artikel aufzeigt.

die Kreditzinsen für Selbstständige hängen auch von der Zinspolitik der EZB ab. Bildquelle: @ Maryana Yazbeck / Unsplash.com

Staatliche Förderkredite

Einzelunternehmer und Kleinselbstständige werden vom Staat über spezielle Kredite gefördert. Maßgeblich ist hierfür die ›Kreditbank für Wiederaufbau‹, auch als KfW bekannt. Die KfW bietet verschiedene Förderoptionen für Gründer und für Unternehmen, die sich erweitern möchten:

  • ERP-Gründerkredit – dieser Förderkredit wird auch als Startgeld bezeichnet und bietet Selbständigen bis zu 125.000 Euro für die Gründung. Aus dem Kredit heraus dürfen laufende Kosten und Investitionen bezahlt werden. Wichtig: Der Titel ist irreführend, denn der Kredit kann bis zu fünf Jahren nach der Gründung beantragt werden.
  • ERP-Kapital für Gründung – um das Eigenkapital der Unternehmensgründung zu stärken, stehen über diesen Kredit bis zu 500.000 Euro zur Verfügung. Die ersten sieben Jahre sind tilgungsfrei gestellt. Der Kredit kann bis zu drei Jahren nach der Gründung beantragt werden.
  • ERP-Gründerkredit/universell – junge Unternehmen, die noch nicht älter als fünf Jahre sind, erhalten aktuell diesen Kredit. Achtung: Diese Variante des Gründerkredits ist als Coronahilfe ausgewiesen.

Für schon bestehende Unternehmen können Selbstständige auch weitere Kreditmöglichkeiten der KfW nutzen. Diese sind wieder unterteilt:

  • Erweitern/Festigen – über die Förderprogramme dieser Sparte ist es Selbstständigen möglich, ihren Betrieb auszuweiten und in die Zukunft zu investieren.
  • Energie/Umwelt – möchte ein Selbstständiger nachhaltige Vorhaben finanzieren, so ist diese Förderung für ihn ideal. Neue Anlagen fallen hier ebenso herunter wie die Finanzierung der Stromerzeugung im eigenen Betrieb.
  • Innovation/Digitalisierung – um den eigenen Betrieb in eine erfolgreiche und moderne Zukunft zu lenken, sind die Fördermöglichkeiten aus diesem Bereich gedacht.

Die KfW-Förderungen werden stets über die Hausbank beantragt. Es ist also trotzdem notwendig, die Unterlagen gut sortiert bereitzuhalten und einen überzeugenden Businessplan vorzulegen.

Neben der KfW gibt es von den einzelnen Bundesländern und teilweise über die EU ebenfalls Fördermöglichkeiten und günstige Kredite. Diesbezüglich lohnt sich die Recherche, denn diese Gelder sind meist mit der KfW vereinbar.

Spezielle Kreditformen

Neben den herkömmlichen Finanzierungsangeboten haben sich in den letzten Jahren vielzählige weitere Finanzquellen entwickelt. Gerade die Kreditlandschaft hat sich für Selbstständige und Einzelunternehmer massiv verändert, denn für sie stehen nun eigene Angebote zur Verfügung:

  • Spezielle Kredite – Selbstständigenkredite sind auf die Bedürfnisse von Selbstständigen zugeschnitten und berücksichtigen deren üblichen Probleme. Gerade der Nachweis der Einnahmen wird bei diesen Krediten differenziert geregelt, sodass die häufig schwankenden Einnahmen ein geringeres Problem darstellen. Mitunter sind jedoch Sicherheiten notwendig, wobei diese sich natürlich am benötigten Finanzierungsaufwand orientieren.
  • Schufafreie Finanzierungen – mittlerweile gibt es Finanzierungsmöglichkeiten, die ohne eine Schufa-Auskunft auskommen oder diese nur rudimentär beachten. Grundsätzlich sollten Selbstständige bei den Angeboten genau hinschauen, denn wenngleich schufafreie Angebote stets ein wenig teurer sind, so gibt es auf diesem Gebiet ebenso Betrüger. Ein Vergleich der Angebote ist somit notwendig. Der häufig ohne schufa-relevante Schweizer Kredit ist jedoch nach wie vor eine Option.

Die Höhe der Finanzierung spielt zumeist eine größere Rolle. Selbstständige können ihre Chancen aufbessern, wenn sie sich gut auf die Kreditsuche vorbereiten und Einkünfte, Vermögen und weitere Nachweise direkt zur Hand haben. Auf diese Weise beschleunigt sich zudem der Vorgang, gerade, wenn es sich um reine Digitalangebote handelt.

Crowdlending

Diese Möglichkeit klingt ähnlich wie das Crowdfunding, doch unterscheiden sich beide Finanzierungsmittel deutlich voneinander. Während beim Crowdfunding Geld von Kleininvestoren eingenommen wird und diese am Projekt, dem Produkt oder in andere Weise an der Unternehmung beteiligt sind, so handelt es sich beim Crowdlending eher um Kredite von Kleinanlegern, wobei mehrere Kleinanleger gemeinsam die geforderte Summe bereitstellen können.

  • Spezielle Plattformen – für das Crowdlending gibt es bestimmte Plattformen. Zumeist müssen Selbstständige sich, ihren Betrieb und das Vorhaben vorstellen, damit Anleger entscheiden können, ob sie in das Projekt investieren. Je nach Plattform und Möglichkeiten können Kleinanleger Privatpersonen sein aber auch Unternehmer.
  • Verhandlungen – Anleger und Kreditnehmer klären die Details des Kredits selbstständig unter sich ab. Hierbei ist immer darauf zu achten, dass alle Details vertraglich festgehalten werden. Wird ein Kredit über mehrere Personen bereitgestellt, so müssen die vertraglichen Details für jeden einzelnen Geldgeber festgelegt werden. Einige Plattformen unterstützen Selbstständige dabei, andere ziehen sich aus den Verhandlungen vollständig zurück.
  • Anforderungen – diese kann der Anleger selbst stellen. Im Regelfall werden Nachweise über Einnahmen oder auch eine Schufa-Auskunft benötigt.

Über das Crowdlending lassen sich besonders kleinere Projekte und Vorhaben finanzieren. Es gibt jedoch auch Großinvestoren, die auf diesem Gebiet tätig sind. Im Regelfall handelt es sich bei den ausgegebenen Summen jedoch um überschaubare Beträge im niedrigeren fünfstelligen Bereich. Eine Ausnahme machen Projekte, die von mehreren Kleinanlegern gemeinsam gestemmt werden, wie auch die Darlehen von anderen Unternehmern.

Oft ist es nicht möglich, die gewünschte Summe nur über einen Kreditgeber zu erhalten. Glücklicherweise ist es jedoch möglich, aus mehreren Finanzquellen zu schöpfen. Auf diese Weise können die Fördermöglichkeiten der KfW ebenfalls eingebunden werden.

Selbstständigen stehen heute unterschiedliche Finanzquellen zur Verfügung. Bildquelle: @ Markus Spiske / Unsplash.com

Fazit – Kreditmöglichkeiten sind für Selbstständige divers

Heute erhalten Selbstständige durchaus Gelder und haben die Möglichkeit, aus mehreren Finanzquellen zu schöpfen. Die Angebote müssen natürlich miteinander verglichen und solide bewertet werden. In jedem Fall ist es notwendig, Nachweise über Einkünfte und Vermögen vorlegen zu können und das gewünschte Anliegen möglichst anschaulich und attraktiv zu bewerben. Gerade im unternehmerischen Bereich ist die Präsentation des Hintergrunds für die benötigte Finanzierung wichtig. Nicht zu unterschätzen sind die Fördermittel der KfW und die ländereigenen Projekte wie auch die Geldmittel der EU. Erfüllt ein Selbstständiger die Voraussetzungen, so sollte er diese Gelder unbedingt nutzen, da sie meist mit anderen Förderungen kombinierbar sind.