Equity-Carve-Out

Equity-Carve-Out ist die Bezeichnung für einen zweistufigen Prozeß: Zunächst werden von einer Aktiengesellschaft Assets oder Unternehmensteile auf eine neu gegründete und rechtlich selbständige Tochtergesellschaft übertragen; anschließend wird ein Teil des Eigenkapitals der Tochtergesellschaft an der Börse plaziert.

Equity-Carve-Outs werden von der Börse als interessante Deals bewertet und führen vielfach zu einer Wertsteigerung. Beachtenswert ist, daß die neu verkauften Aktien bei der Muttergesellschaft zu Geldeinnahmen führen und das Management diese Mittel wieder neu investieren kann, ohne daß die Aktionäre hierbei große faktische Kontrollmöglichkeiten hätten. Vielfach führt schon die Ankündigung eines Equity-Carve-Outs zu einer Kurssteigerung beim ausgliedernden Unternehmen. Andererseits versuchen einige Konzerne, mit dem Verkauf von vielleicht sogar überbewerteten Konzernteilen ein gutes Geschäft zu machen. Dementsprechend widersprechen sich empirische Vergleiche der Performance von Equity-Carve-Outs in ihren Ergebnissen.

Unternehmen streben Wettbewerbsvorteile durch eine Konzentration auf ihre Kernkompetenzen an. Dies bedeutet in vielen Fällen eine Zerlegung des Unternehmensportfolios. Während Konzerne in früheren Jahren ihr Unternehmensportfolio durch den Verkauf von Geschäftseinheiten bereinigten, werden heute Tochtergesellschaften ausgegliedert und dann über die Börse veräußert. Aufsehenerregende Equity-Carve-Outs waren beispielsweise die von T-Online, SAP Systems Integration oder Infineon Technologies.

Zumeist behält die Muttergesellschaft eine Mehrheitsbeteiligung am Eigenkapital der Tochter, um weiterhin Einfluß auf ihre Geschäftspolitik nehmen zu können.
Maßgebliche Beteiligungen können weiterhin bei der Muttergesellschaft bilanziert werden. Trotzdem müssen nun sämtliche Geschäftsbeziehungen zwischen Mutter und ehemaliger Tochtergesellschaft zu Marktkonditionen abgewickelt werden.

Eine Quersubventionierung verlustreicher Geschäftseinheiten durch gewinnbringende Töchter ist nicht länger praktikabel. Die ausgegliederten Töchter werden nicht mehr von der Konzernmutter mit Eigenkapital versorgt, sondern erlangen dieses direkt vom Kapitalmarkt durch Kapitalerhöhungen. Besonders Geschäftseinheiten, die in stark wachsenden Geschäftsbereichen tätig sind, können sich als eigenständige Gesellschaft leicht mit Kapital versorgen. Es ist für sie vielfach leichter, strategische Allianzen und Joint Ventures einzugehen.

Ziel eines Equity-Carve-Outs ist es, sowohl für die ausgliedernde Muttergesellschaft als auch die nun eigenständige Tochtergesellschaft die Geschäftssituation sowie die Kapitalstruktur zu verbessern. Der häufig beobachtete Konzernabschlag höhere Kapitalkosten für wenig transparente und effiziente Konzernstrukturen kann reduziert werden. Verkrustete Strukturen werden aufgebrochen und erlauben ein dynamisches und auf unternehmerisches Handeln ausgerichtetes transparentes Unternehmensumfeld.


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