Wissensgesellschaft

Die historische Entwicklung des Wirtschaftslebens und der Gesellschaft hat auf verschiedene Produktionsfaktoren oder Technologien den Schwerpunkt gelegt. So sprechen wir beispielsweise von der Agrargesellschaft oder der Industriegesellschaft. Derzeit ist wieder ein Paradigmenwechsel erkennbar, der zur Wissensgesellschaft führt.

In der Wissensgesellschaft sind die wertvollsten Faktoren nicht mehr hart wie Fabriken und Maschinen, sondern weich wie Software und Know-how. Der Wechsel, der von der Industrie- zur Wissensgesellschaft führt, wurde vor allem von DRUCKER beschrieben. Der Faktor Wissen wird die wettbewerbsentscheidende Basisressource, während in den zurückliegenden Jahrhunderten die Basisressourcen aus den Produktionsfaktoren Arbeit, Land und Kapital bestanden haben. DRUCKER prägte auch den Begriff Wissensgesellschaft. Das Wissen wird zum wichtigsten Faktor, und die Bedeutung des Wissens strahlt auf die Gesellschaft aus. Das bedeutet:
Diese neue Perspektive führt zu einem neuen Verständnis von der Unternehmung und von den Aufgaben des Managements verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Wissen.

Um für Phänomene der Wissensgesellschaft bessere Erklärungen zu erhalten, wurde die wissensbasierten Theorie der Unternehmung entworfen. Die wissensbasierte Theorie der Unternehmung geht von der strategische Bedeutung des Faktors Wissen zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen aus.

Eines ihrer Grundpostulate besagt, daß Unternehmen im Vergleich zu anderen Formen ökonomischer Kooperation die natürlichen Träger des Wissens sind. Unternehmen, als Organisationsform, können also sehr effizient sein, weil sie überragende Möglichkeiten zur Erzeugung und Ausnutzung von Wissen besitzen etwa im Unterschied zum Markt, wo die Transakteure mit vergleichsweise wenig Kommunikation den Tausch bewerkstelligen.

Zwar haben Unternehmen auch Kosten für die interne Koordination (man denke an bürokratische Planung und die Hierarchie). Früher wurde daher die Frage gestellt, warum Unternehmen nicht zerfallen und alle kooperativen Transaktionen über einen Markt zustande kommen. Die von COASE gegebene Antwort auf diese Frage war, daß es trotz der internen Ineffizienzen Unternehmen gibt, weil auch die organisatorische Alternative, der Markt, nicht ganz „reibungsfrei“ funktioniert und Transaktionskosten verursacht.

Das Grundpostulat der wissensbasierten Theorie der Unternehmung lautet, daß trotz gewisser interner Kosten für Bürokratie und Hierarchie die Unternehmung anderen Organisationsformen wie etwa dem Markt überlegen ist, weil ihr der inzwischen wichtig gewordene Transfer von Informationen und Wissen effizienter gelingt (als dem Markt).

Die Effizienz der Unternehmung in der Wissensgesellschaft wird als organizational advantage bezeichnet. Sie begründet neu, weshalb trotz insgesamt geringerer Transaktionskosten für das Marktgeschehen (geringere Transportkosten, geringere Informationskosten durch E-Commerce) die Unternehmen nicht einfach zerfallen. Unternehmen haben weiterhin oder sogar verstärkte Existenzgründe eben die überlegene Fähigkeit, neues Wissen zu schaffen, dieses innerhalb der Unternehmensgrenzen zu transferieren und dadurch nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu generieren.

In der Wissensgesellschaft wird Wissen zum zentralen Produktionsfaktor.

Der sogenannte resource-based view ist Grundlage der wissensbasierten Theorie der Unternehmung und versucht, Wettbewerbsvorteile anhand der unterschiedlichen Ausstattung von Unternehmen mit kritischen Fähigkeiten und Ressourcen zu erklären.

Er steht damit im Gegensatz zum traditionellen environment-based view, der Wettbewerbsvorteile anhand unterschiedlicher Produkt-Markt-Positionen erklärt, aber die spezifische Ausstattung von Unternehmen mit Ressourcen und Fähigkeiten eher vernachlässigt.

Beim environment-based view wird das Unternehmen in der Form einer Wertschöpfungskette betrachtet, die alle strategisch relevanten Tätigkeiten repräsentiert. Diese Aktivitäten sind Grundlage für die beiden Grundtypen von Wettbewerbsvorteilen: Kostenvorteile und Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber der Konkurrenz.

Während also der environment-based view das Umfeld betrachtet, wendet sich der resource-based view dem „Inneren“ der Unternehmung zu. Deshalb können nur einzigartige Ressourcen und Fähigkeiten zu Wettbewerbsvorteilen führen. Um das herauszufmden, werden die im Unternehmen vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen anhand von bestimmten Kriterien bewertet.

Um zu Wettbewerbsvorteilen führen zu können, müssen die Fähigkeiten folgende vier Kriterien erfüllen: Sie müssen wertvoll sein, das heißt, direkten Kundennutzen stiften. Sie müssen 2. selten und 3. nicht imitierbar sein und sie sollen 4. keine gleichwertigen Substitute haben. Als maßgeblich für die Existenz von anhaltenden Wettbewerbsvorteilen gelten die Kriterien 3 (nicht imitierbar) und 4 (keine Substitute).

Wendet man die oben genannten vier Kriterien auf den Faktor Wissen an, dann führt insbesondere die schwere Imitierbarkeit von Wissen beziehungsweise ein nur langsam einholbarer Wissensvorsprung zu Wettbewerbsvorteilen. Denn im Gegensatz zu anderen Ressourcen kann Wissen nicht einfach über einen Markt bezogen werden, sondern muß durch langwierige Erfahrungsprozesse eigenständig aufgebaut werden (Genauer: implizites Wissen muß selbst gesammelt werden, explizites Wissen kann teilweise über den Markt besorgt werden). Dies wird im Rahmen des Knowledge-Managements angestrebt.


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