Szenariotechnik

Szenariotechnik ist integrierender Bestandteil der unternehmerischen (wie auch der wirtschaftspolitischen) Langfristplanung. Sie gibt den Anspruch auf, die Zukunft — wie in Prognosen üblich — quantitativ abbilden zu können. Da bei Zukunftskonstellationen, die Strukturbrüche zur Vergangenheit und Gegenwart aufweisen, der extrapolativen Prognose die Basis entzogen wird, skizziert die Szenariotechnik (meist drei) denkbare, jeweils in sich schlüssige Entwicklungspfade (Zukunftsbilder). Die gedachten Wege in die Zukunft werden durch aufeinander folgende Einzelereignisse beschrieben, wobei vor allem mögliche Wegverzweigungen identifiziert werden sollen, die richtungsweisende Entscheidungen fordern.

Szenarien durchlaufen vor ihrer Integration in den Planungsprozess folgende Phasen:

Systemanalyse – Analyse und Strukturierung aktueller und potenzieller Geschäftsfelder

Unter alternativen Umweltannahmen wird unter Einbezug von Expertenwissen die Gegenwartstendenz fortgeschrieben sowie die Konsistenz und Plausibilität der Annahmen als Ausgangspunkt des Denkens geprüft.

Prognose – Rahmenbedingungen der Entwicklung

Ausgehend von der Prämissen-kritik in der Analysephase werden in der Prognosephase die Bandbreiten zukünftiger Entwicklungen durchdacht, d.h. es wird ein Rahmen abgesteckt, der dann durch zwei bis drei Szenarien ausgefüllt wird.

Detailanalyse / Entwicklungspfade

Die Komplexität der Probleme wird dadurch handhabbar zu machen versucht, dass das Gesamtszenario in hierarchisch untergeordnete Analysefelder (in verschiedene Subszenarien) zerlegt und/oder das sozio-ökonomische Feld in seiner Gesamtheit erfasst und dann in einzelne, (gemäß ihrer Bedeutung) eingehender zu analysierende Teilaspekte unterteilt wird.

Synthesephase / Zukunftsbilder

Die Detailanalysen werden zu Szenarien zusammengefasst, die dann in den Planungsprozess einbezogen werden. Man unterscheidet zwischen Trendszenarien (sie beschreiben Zukunftsbilder, wenn alles wie bisher weiterläuft), Alternativszenarien (was passieren würde, wenn man sich für eine bestimmte Maßnahme entscheidet) und Kontrastszenarien (was zu tun ist, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen). Allgemein sollen sie wegführen vom schablonenhaften extrapolativen Denken, denn die strategische Planung ist nur formulierbar und in Zahlen fassbar, wenn der Denkprozess nicht am Ende des Planungszeitraums abgebrochen wird.

Szenarien, am Ende des laufenden Planungszeitraumes beginnend, sollen die gedankliche Offenheit und dadurch begründet die schnelle Reaktionsfähigkeit für (mögliche, aber noch nicht prognostizierte) Diskontinuitäten bewahren helfen.

Sie werden folgendermaßen charakterisiert:

Sie haben einen bewusst hypothetischen Charakter, da sie grundsätzlich von der Unvorhersehbarkeit der Zukunft ausgehen (Open System Simulation);

unter Verzicht auf Quantifizierung und zeitliche Präzisierung werden in groben Umrissen die Konturen denkbarer Entwicklungen, die sie bestimmende Faktoren eingeschlossen;

die daraus ableitbaren Konsequenzen, notwendig werdende Reaktionen auf Störereignisse einbezogen, beschrieben;

der sozioökonomische Rahmen wird über das unmittelbare Geschäftsfeld hinausgehend abgesteckt.

Erfolgskontrolle

Die Szenarien werden einem ständigen Soll-/Ist-Vergleich unterzogen. Überprüft wird, inwieweit und — kausal hinterfragend — warum die erfahrene Entwicklung von den vorher beschriebenen Szenarien abweicht. Begleitend werden Maßnahmen geprüft, die im Bedarfsfall Korrekturen ermöglichen.

Von der Szenariotechnik wird erwartet, dass sie:

die Trendorientierung und die damit verbundene Inflexibilität im Handeln aufbricht und dem Denken in Alternativen den Weg bereitet;

deutlich macht, dass es gilt, die Zukunft zu gestalten, also geeignete Strategien zu konzipieren, mithin zu agieren, statt zu reagieren;

hilft, Problemfelder zu erkennen und Risiken zu identifizieren (Risikoidentifikation);

kritische Ereignisse benennt, Wahrscheinlichkeiten abwägt und die Antworten gedanklich durchspielt. Der so geschärfte Blick erkennt Diskontinuitäten schneller. Die gedankliche Vorbereitung beschleunigt die Reaktion.

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