Patentportfolios

Patentportfolios sind ein Instrument des strategischen F&E-Controlling. Ähnlich wie in Technologieportfolios wird die technologische Position eines Unternehmens im Vergleich zum Wettbewerb dargestellt. Patentportfolios haben den Vorteil, dass sie nicht auf subjektive Einschätzungen von Personen angewiesen sind und leichter die notwendigen Informationen über den Wettbewerb beschafft werden können, da Patentinformationen über Datenbanken und das Internet schnell zugänglich sind.

Für die Erstellung von Patentportfolios sind Patente zunächst den Technologiefeldern zuzuordnen. Dies kann effizient dadurch erfolgen, indem mit Hilfe von Booleanschen Operatoren Zuordnungsregeln aus der Kombination von IPC-Klassen und einschlägigen Stichworten gebildet werden. Im Patentportfolio werden drei Kennzahlen je Technologiefeld bestimmt:

1) Die „Relative Patentposition“ (Abszisse) misst die Patentstärke des Unternehmens im Verhältnis zum Wettbewerber mit dem höchsten Wert für die Patentstärke pro Technologiefeld. Der maximal zu erreichende Wert ist demnach die Eins. Die Patentstärke setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:

Anzahl der Patentanmeldungen pro Technologiefeld und durchschnittliche Qualität dieser Patentanmeldungen.

Die Patentqualität kann insb. durch Patentzitate, die Laufzeit und die Breite der Auslandsanmeldungen ermittelt werden. In zahlreichen empirischen Arbeiten ist gezeigt worden, dass die genannten Kennzahlen der Patentqualität positiv mit dem ökonomischen Wert von Patenten korrelieren. Die jeweiligen Qualitätsmaße sind im Verhältnis zu geeigneten Vergleichswerten zu relativieren.

2) Die „ Technologieattraktivität“ (Ordinate) wird durch das Wachstum der Patentanmeldungen im jeweiligen Technologiefeld relativ zum Wachstum der Patentanmeldungen in allen betrachteten Technologiefeldern bestimmt. Um aktuelle Entwicklungen stärker zu betonen, kann ferner das Wachstum der Patentanmeldungen in den letzten drei Jahren im Vergleich zu Vorperioden ermittelt werden.

3) Die „Technologie-Bedeutung“ spiegelt F&E-Schwerpunkte der Unternehmen wider. Sie wird berechnet, indem die Anzahl der Patentanmeldungen eines Unternehmens je Technologiefeld durch die gesamte Anzahl der Patentmeldungen des Unternehmens dividiert wird. Je größer die Kreisfläche, desto größer ist die Bedeutung dieser Technologie für das Unternehmen.

Aus den Positionen im Patentportfolio werden analog zu anderen Portfoliodarstellungen (Portfolioanalysen, Technologieportfolio) Normstrategien abgeleitet. In der Beispieldarstellung hat die F&E-Leitung zu überlegen, ob F&E-Mittel aus schwach wachsenden Technologiefeldern in schneller wachsende Technologiefelder, in denen das Unternehmen zudem schwache relative Patentpositionen aufweist, zu verlagern sind.

Es ist anzumerken, dass Patente u.U. nicht das gesamte Spektrum der F&E-Aktivitäten von Unternehmen erfassen und zeitliche Verzögerungen der Offenlegung in Branchen mit kurzen Technologiezyklen zu Einschränkungen der Aussagekraft führen können. Da Patente neben Technologiefeldern auch Produkten zugeordnet sind, können Patent-und Marktportfolios integriert werden.

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