Economic-Value-Added (EVA)

Der Economic-Value-Added (EVA) ist ein Konzept des Übergewinns und mißt daher, um welchen in Geld ausgedrückten Betrag der ökonomische Erfolg eines Jahres die Kapitalkosten übertroffen hat.

Zugleich bezeichnet die Abkürzung von Economic-Value-Added ein Beratungswerkzeug der Beratungsfirma Stern Stewart Co. und ist als Markenzeichen in den USA eingetragen. Dieses Beratungswerkzeug EVA ist

1. durch verschiedene Konkretisierungen bei den Konversionen gekennzeichnet,

2. mit dem Konzept des Market-Value-Added (MVA) zu einer Lehre der Wertschaffung in der Unternehmung ausgebaut und

3. um ein Bonussystem angereichert, das den Bonus an die EVA der früheren Jahre koppelt.

Das ökonomische Konzept Economic-Value-Added ist also zunächst eine Variante des Übergewinns (Added-Value) andere Übergewinnkonzepte sind der Added-Value, der Economic-Profit und der Cash-Value-Added (CVA) und als solcher ist EVA ein Begriff der Wissenschaft und kein kommerzielles Produkt mit eingetragenem Markennamen.
Zur Ermittlung des ökonomischen Erfolgs werden bei EVA die Daten der Rechnungslegung zugrunde gelegt (Accounting-Modell) und mit Konversionen modifiziert.

Die Größe EVA ist als Differenz zwischen dem „ökonomischen Gewinn zugunsten aller Kapitalgeber“ und den totalen Kapitalkosten zu verstehen. Der „Gewinn zugunsten aller Kapitalgeber“ ist zunächst die Summe aus Gewinn und dem Zinsaufwand. Um daraus einen „ökonomischen Gewinn zugunsten aller Kapitalgeber“ zu erhalten, müssen jene Aufwandspositionen die den Gewinn schmälern nachträglich „aktiviert“ werden, sofern sie als Investitionen aufgefaßt werden können und daher gleichsam eine Gewinnverwendung darstellen. Hierzu gehört insbesondere der Aufwand mit Investivcharakter, allem voran sind das die Löhne und sonstiger Aufwand für Forschung und Entwicklung.

EVA = Gewinn + Zins + Investivaufwand Gesamtkapital * Kapitalkostensatz


Der „ökonomische Gewinn zugunsten aller Kapitalgeber“ wird sodann mit dem erwarteten Ergebnis verglichen, und das ist gleichzusetzen mit dem gesamten Kapitaleinsatz multipliziert mit der marktüblichen Rendite (Kapitalkostensatz).

Hier ist eigentlich vom Marktwert des Kapitals auszugehen, also vom Gesamtwert der Unternehmung, schon weil der Kapitalkostensatz als eine Marktgröße verstanden wird. Selbstverständlich ist es aber so, daß Aktionäre (auch Altaktionäre) börsentäglich darüber entscheiden, ob sie die Aktie verkaufen sollen oder nicht. Behalten sie die Aktie, entscheiden sie sich für den weiteren Einsatz von Kapital in Höhe des Marktwertes.

Der eben definierte Übergewinn (Added-Value) hat nicht die Bezeichnung EAV erhalten und wurde EVA genannt, um attraktiver als Beratungswerkzeug gestaltet werden zu können. In der Tat beziehen sich fast alle Publikationen auf das Beratungswerkzeug EVA der genannten Consultingfirma.

Bei EVA wird von NOPAT (Net Operating Profit After Taxes) ausgegangen, das heißt, vom Betriebsergebnis abzüglich Steuern. Diese Größe wird mit verschiedenen Konversionen modifiziert, damit sie stärker die gewünschte ökonomische Aussagekraft gewinnt. Gemäß Stern Stewart Co. sind 164 Konversionen denkbar, jedoch werden in der Praxis fünf bis zehn Anpassungen vorgenommen; hier wird eine Balance zwischen Genauigkeit und Einfachheit angestrebt. Allerdings sind die wenigen wichtigen Anpassungen von Branche zu Branche verschieden. Einige Branchen bemühen sich daher um Standardisierungen der Konversionen, damit die EVA-Rechnungen der Unternehmen verglichen werden können.

Anschließend werden die totalen Kapitalkosten ermittelt. Hier wird bei EVA vom betrieblich gebundenen Vermögen NOA (Net Operating Assets) ausgegangen, und diese Größe wird mit dem durchschnittlich für Fremdkapital und Eigenkapital anzuwendenden Kapitalkostensatz multipliziert. Bei EVA gilt daher:

EVA = NOPAT + Konversion, + … + Konversions NOA * Kapitalkostensatz

EVA und REVA

Die Beratungsfirma Stern Stewart & Company bewertet das betrieblich gebundene Vermögen anhand des Accounting-Modells, was bedeutet, daß der Renditeanspruch der Kapitalgeber sich nur auf die Buchwerte bezieht. Weil in aller Regel die Marktwerte über den Buchwerten liegen, wird bei EVA die Outper-formance tendenziell zu hoch ausgewiesen, was natürlich dem Management sehr entgegenkommt.

Dementsprechend hatten sich andere Autoren in Abwandlung der bei EVA doch recht speziellen Berechnungsmethode an die ursprüngliche Idee des Übergewinns besonnen. Verschiedene Publikationen schlagen unter dem Begriff REVA (Refined Economic Value Added) vor, die Kapitalkosten auf den Marktwert des eingesetzten Kapitals zu beziehen. Selbstverständlich ist es dann für das Management schwieriger, eine Outperformance vorzuweisen.


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